Beim Plätzchenessen an Weihnachten habe ich ein bisschen in den Börsennachrichten geschmökert und vom Gratisbroker gelesen, der Anfang November 2019 gestartet ist.
Hier soll der Trader gar nichts zahlen müssen, wenn er für mindestens 500 Euro ordert. Drunter kann erst gar nicht gehandelt werden.
Ich habe sofort an Trade Republic gedacht, den „1-Euro-Broker“, der 2019 gestartet ist. Überhaupt nichts zu zahlen, wie es bei Gratisbroker möglich sein soll, ist natürlich noch besser.
Das Unternehmen verspricht auf seiner Website Folgendes: „Immer 0 € Ordergebühren. Immer der volle Gewinn für Sie.“
Möglich wird das laut Angaben des Unternehmens dadurch, dass es Käufe und Verkäufe in Aktien, ETFs und Fonds über den Börsenplatz Gettex (Münchner Börse) vermittelt. Dafür gibt es angeblich 3 Euro + 0,25 Prozent vom Ordervolumen.
Ohne Banklizenz
Im Gegensatz zu Trade Republic ist der Gratisbroker allerdings keine eigenständige Bank, sondern holt sich die Expertise von der doch ziemlich bekannten Baader-Bank aus München.
Da Gratisbroker zudem selbst keine Lizenz für das Betreiben des regulierten Geschäfts der Anlagevermittlung hat, übernimmt das das Unternehmen Donaucapital. Dieses stellt laut FAQ von Gratisbroker „im Rahmen der Anbindung sicher, dass wir unser Geschäft ordnungsgemäß betreiben“.
So eröffnet man ein Depot
Die Depoteröffnung ist ähnlich schnell wie bei Trade Republic gegangen, war allerdings mit wesentlich mehr virtuellem Papierkram verbunden. Das liegt auch daran, dass sowohl Gratisbroker selbst als auch die Baader-Bank als Dienstleister ihre eigenen Vorschriften beachten müssen. Nachdem alles ausgefüllt ist, muss man sich noch durch die Video-Legitimation bemühen.
Während dieser ist die Verbindung bei mir mehrere Male abgebrochen. Deswegen musste ich den ganzen Prozess ein paar Mal neu starten.
Die Legitimierung über den Dienstleister ID Now an sich war wesentlich aufwändiger als bei Trade Republic. Ich musste meinen Pass mehrere Male unterschiedlich in die Kamera drehen und weitere Spielchen mitmachen. Naja.
Einige Tage später kam dann die Bestätigung über das eröffnete Depot, sogar schneller als ursprünglich angekündigt:
„Ihr Depot ist eröffnet und für die Einzahlung bereit. Ihre IBAN finden Sie ab sofort nach Ihrem Login auf www.gratisbroker.de. Aus Sicherheitsgründen verschicken wir sie nicht unverschlüsselt per E-Mail. Sie erhalten von uns eine E-Mail, wenn der Geldeingang verzeichnet wurde und Sie mit dem kostenlosen Handel von Wertpapieren starten können.“
So sieht die Oberfläche der Web-App aus

Die Oberfläche der Webanwendung ist recht spartanisch gehalten, was mir ganz gut gefällt. Gewöhnungsbedürftig finde ich aber, dass der Kauf-Preis links, der Verkaufspreis rechts steht.
Handelbare Produkte & Features
Handelbar sind laut Website vom Gratisbroker derzeit „mehr als 3600 Aktien aus 52 Ländern„.
Nach Produkten von Xtrackers von DWS (Deutsche Bank) bietet Gratisbroker seit Dezember 2019 auch ETFs des französischen Vermögensverwalters Amundi an.
Praktisch: Im Gegensatz zu Trade Republic gibt es beim Gratisbroker nicht nur Stop-, sondern auch Stop-Limit-Orders, die unerwünschte Nebeneffekte des Börsenhandels verhindern können. Ordererteilung oder Orderstreichung sind jeweils kostenlos.
Fremdwährungskonten, wie dies zum Beispiel der holländische Billig-Broker Degiro anbietet, gibt es beim Gratisbroker nicht.
Für Einbuchungen von Dividenden wird nichts verlangt. Das ist bei Trade Republic ja mittlerweile auch so (nachdem es zu Beginn etwas gekostet hatte).
Fazit
Wen die zumindest derzeit noch beschränkte Produktauswahl bei ETFs nicht stört, ist beim Gratisbroker möglicherweise gut aufgehoben. Zumindest dürfte es immer wichtiger werden, die Konditionen der verschiedenen Broker regelmäßig miteinander zu vergleichen. Der Markt ist sehr in Bewegung.
Ich werde in weiteren Beiträgen über meine Erfahrungen mit dem Gratisbroker berichten.
Stand: 11.01.2020
3 Antworten zu „Gratisbroker – Depoteröffnung und erster Eindruck“