Für meinen Text „Nach den Pariser Anschlägen: Zensiert sich das Fernsehen selbst?“ habe ich bei der ARD um eine Stellungnahme gebeten. Hier sind nun meine Fragen und die Antworten zu lesen:
1) Welche (objektiven oder eher subjektiv wahrgenommenen?) Kriterien spielen denn grundsätzlich bei der Entscheidung für solch eine aufgeschobene Ausstrahlung eine Rolle?
Die Frage lässt sich nicht grundsätzlich beantworten. Es gibt keine Kriterien, wie nach einem solch grausamen Anschlag zu verfahren ist. Es ist eine Einzelfall-Entscheidung. Im vierten Teil des „Tatorts“ mit Til Schweiger geht es um einen terroristischen Anschlag, der sehr realistisch und überaus authentisch wirkt. Aus Respekt vor den Opfern halten wir die Ausstrahlung für nicht geeignet.
Pressestelle ARD
2) Ist es auch der Tageszeitpunkt, zu dem eine Sendung ausgestrahlt wird? Also: Wird eine als unpassend empfundene Sendung, die für 20.15 Uhr terminiert ist, mit höherer Wahrscheinlichkeit entfallen als eine, die um Mitternacht ausgestrahlt werden soll?
Nein.
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3) Spielt der Inhalt der jeweiligen Sendung die größere Rolle? Sind fiktionale Sendungen diesbezüglich eher gefährdet, aus dem Sendeplan zu fallen, als dokumentarische?
Es ist stets eine inhaltliche Entscheidung. Es kann sehr wohl auch andere Genres treffen und ist keineswegs auf Fiktion beschränkt. Bei der Katastrophe von Fukushima wurde zum Beispiel die Unterhaltungssendung „Musikantenstadl“ aus dem Programm genommen.
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4) Wie darf man sich als Zuschauer den Prozess und die Entscheidungsfindung in Ihrem Hause vorstellen, die zu einer solchen Vertagung der Ausstrahlung führen?
Eine solche Entscheidung fällt keinem leicht. Die „Tatorte“ mit Til Schweiger sollten für den NDR der Höhepunkt des Jahres werden. Redaktion und Kreative haben mehr als zwei Jahre darauf hingearbeitet. Auch wir sind enttäuscht, aber der NDR hatte keine andere Wahl. Alle Verantwortlichen in der ARD, die den Film kennen, teilen diese Auffassung und waren in den Entscheidungsprozess eingebunden.
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