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MSCI World & Co. – Das solltet ihr als Börseneinsteiger wissen

Neulich haben mich zwei Freunde gefragt, ob ich ihnen einen Tipp geben könnte, wie man sein hart verdientes Geld am besten anlegt. Das scheint besonders relevant in einer Zeit, in der alles teurer zu werden scheint. Die Inflation ist auf einem 20-Jahres-Hoch. In Kombination mit den seit Jahren niedrigen Zinsen bedeutet das, dass der sogenannte Realzins erheblich geringer als null ist. Und das wiederum bedeutet, dass Geld, das auf dem Girokonto liegenbleibt, immer weiter an Wert verliert. Und man immer weniger davon kaufen kann.

Die Lösung können also praktisch nur einigermaßen renditestarke Anlageformen sein. Also Finanzprodukte, die, statistisch gesehen, auf Dauer hohe Erträge abwerfen. Und nicht nur ich denke da natürlich zuallererst an den Kapitalmarkt, und an Aktien.

Der Einstieg in den Aktienmarkt

Wenn mich jemand nach dem Aktienmarkt fragt, ergänze ich immer gerne, dass es seit einigen Jahren besonders attraktiv ist, dort einzusteigen. Und das nicht etwa, weil die Aktien gerade alle besonders günstig zu haben wären (viele Experten gehen eher vom Gegenteil aus). Sondern weil der Zugang zum Aktienmarkt in Deutschland seit ein einiger Zeit günstiger geworden ist.

Das liegt daran, dass junge Unternehmen es sich zur Aufgabe gemacht haben, ansprechende Plattformen für kleine, private Investoren aufzubauen, die es ermöglichen, zu günstigen Gebühren Aktien zu kaufen. Diese Unternehmen nennen sich „Broker“. Wer bei ihnen ein Konto eröffnet, kann mit wenigen Klicks Aktien und Fonds kaufen – und die gekaufen Produkte, das sogenannte Portfolio, dann in Echtzeit in der App beobachten.

Für „Business Insider“ habe ich vor einiger Zeit einen Beitrag über diese jungen Unternehmen geschrieben. Hier im Beitrag möchte ich beim Thema Investieren in den Kapitalmarkt bleiben. Warum also Aktien?

Investieren an der Börse: Ethisch fragwürdig?

Im Gegensatz zu manchen anderen Menschen halte ich Aktien und das Investieren an der Börse nicht für etwas an sich Böses (wenn man mal von wilden Spekulationen großer Akteure ausgeht, deren ethische Grundsätze man teilweise natürlich durchaus infrage stellen darf).

Wer in Aktien investiert, investiert nämlich in Unternehmen. Jede Aktie ist nichts anderes als ein Anteilsschein an einer Firma. Man wird durch den Kauf also quasi Mit-Besitzer – mit vielen Rechten (wozu bei manchen Unternehmen das Einstreichen von Ausschüttungen, den sogenannten Dividenden, gehört, aber auch die Teilnahme an den Hauptversammlungen), und wenig Pflichten. Fakt bleibt: Wer eine Aktie kauft (und sie dauerhaft hält), investiert in die Zukunft des jeweiligen Unternehmens, kann (im Idealfall) beim Wachsen zuschauen – und dabei (im Idealfall) noch Geld verdienen – eben durch das Kassieren von Dividenden, und durch Kursgewinne.

Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass das sogenannte Buy-and-Hold, also das Kaufen und Jahrzehnte lange Halten einer Aktie im Depot, immer seltener stattfindet. Stattdessen wird oft am Morgen gekauft, und am Nachmittag wieder verkauft. Riesige Fonds tun das sogar innerhalb weniger Sekunden. Das hat mit Idealismus und einer ethischen Haltung im Hinblick auf Investieren natürlich nichts mehr zutun. Man sollte diesen Fakt zur Kenntnis nehmen und sich fragen, wie man sich als Kleinanleger in solch einem Markt denn nun verhalten sollte.

Kaufen und Halten: Einfach gesagt

Meine Antwort (und die von vielen anderen) ist erstaunlich einfach: Kaufen – und halten. Das klingt einfach, ist aber manchmal erstaunlich schwierig. Ein Beispiel war der Corona-Crash im Jahr 2020. Wer im März auf einem Kurshoch der weltweiten Aktienindizes gekauft hat, musste erst einmal wochenlang sehen, wie sein Geld weniger geworden ist. Das kann brutal weh tun. Und dafür sorgen, dass einem die Lust an der Börse schnell wieder vergeht.

Fakt ist aber auch: Der weltweite Markt hat sich seit dem Corona-Knick innerhalb kürzester Zeit erholt. Und aktuell, Anfang November 2021, sind wir längst schon wieder auf einem neuen Allzeit-Hoch. Das zweite Halbjahr 2020 und weite Teile von 2021 haben den Anlegern eine schier unglaubliche Rallye geboten, wie es sie selten zuvor gegeben hat. Voraussehen konnte das – wie es immer war am Kapitalmarkt – natürlich niemand. Deswegen lautet eine wichtige Erkenntnis: Versuche erst gar nicht, besser zu sein als der Markt! Kauf und verkaufe nicht nach persönlicher oder gesellschaftlicher Stimmungslage, sondern entscheide dich für einfach zu verstehende, transparente und vor allem kostengünstige Finanzprodukte. Und halte sie solange, wie du das investierte Geld nicht unbedingt brauchst.

Nur „übriges Geld“ in den Kapitalmarkt investieren!

Was uns zum nächsten Punkt führt: Ich bin der Meinung, man sollte nie Geld investieren, das man in absehbarer Zeit für einen anderen Zweck braucht. Wer ein Haus baut und seine Kredite tilgen muss, sollte keinesfalls einen Teil angesparter, künftig fälliger Raten leichtfertig in den Kapitalmarkt geben (und auf die wunderbare Geldvermehrung hoffen). Die Chance, dass so eine Aktion gut geht, sind möglicherweise ähnlich hoch wie das Risiko, dass es komplett schief geht (und man das Haus noch vor Einzug gleich wieder an die Bank zurückgeben muss). Die Börse ist weder lustig, noch besonders gnädig, sondern in der Regel immer unberechenbar. Das sollte man immer im Hinterkopf behalten.

Was uns zur relevanten Frage führt, in welche Produkte man denn nun investieren sollte. Einzelaktien sind ein Klassiker. Problem ist nur, dass viele unter ihnen die Angewohnheit haben, sehr volatil zu sein. Das bedeutet, dass sie manchmal eine monate- oder gar jahrelange Talfahrt drin ist – bevor sie dann vielleicht wieder neue Kursrekorde erklimmen (oder auch für immer vor sich hin dümpeln).

ETFs – Die Bedeutung hinter den drei Buchstaben

Wer es lieber gerne etwas berechenbarer hätte, sollte über die Anschaffung von günstigen Aktienfonds nachdenken. Vereinfach gesagt sind das Finanzprodukte, die in der Regel eine größere Anzahl von Einzelwerten bündeln. Besonders beliebt sind seit vielen Jahren die sogenannten ETF („Exchange-traded funds“), also börsengehandelte Index-Fonds. Sie tun nichts anderes, als einem sogenannten Index zu folgen, und diesen „nachzubilden“. Wer also an den Erfolg vieler großer deutscher Unternehmen glaubt, könnte sich für einen ETF auf den Dax, den Deutschen Aktien-Index, interessieren.

Mehrere Fondsgesellschaften bieten solche ETFs auf den Dax an, zum Beispiel die französische Lyxor, die Deutsche Bank (Marke DB-Xtrackers), oder der Vermögensverwalter Blackrock (Marke I-Shares). Was man als Kleinanleger wissen sollte: Hört man abends in den Nachrichten, dass der Dax um 0,3 Prozent gestiegen ist, ist auch das eigene in den Dax-ETF investierte Geld um rund 0,3 Prozent mehr geworden. Genauso sieht es natürlich auch aus, wenn man am Corona-Montagmorgen mit der Radionachricht aufwacht, dass der Dax um knapp 10 Prozent gefallen ist.

Der Vorteil an ETFs sind vor allem die günstigen Gebühren, die man für sie zahlt. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass sie, quasi passiv, einem Index wie dem Dax folgen. Und eben nicht von meist gut bezahlten Fondsmanagern gesteuert werden, die meinen, durch ständiges Kaufen und Verkaufen von Aktien die Rendite ihres aktiven Fonds zu verbessern.

Aktives und passives Investieren

Fakt ist: Es gibt zahlreiche Statistiken, die belegen, dass es den wenigsten Fondsmanagern gelingt, auf Dauer die großen weltweiten Indices wie MSCI World (weltweiter Aktienmarkt der Industrieländer) Dax, FTSE 100 (Großbritannien), S&P 500 (breiter US-amerikanischer Markt), Dow Jones (viele Industrie-Werte der USA) oder Nasdaq (technologielastiger Index aus den USA) anhand ihres aktiven Kaufen-Verkaufen-Managements zu schlagen. Meine eigene Erfahrung deckt sich in vielerlei Hinsicht mit diesen Erkenntnissen. Natürlich gibt es immer wieder Ausnahmen, aber in der Regel fällt aktives Management hauptsächlich durch (im Vergleich zu ETFs) hohen laufenden Kosten auf. Und diese bedeuten für alle, die ihr Geld an der Börse anlegen, zunächst einmal geringere Gewinne. Ihr Geld wächst also langsamer, was man im Fachchinesisch als geringere Performance bezeichnet.

Unter den eben genannten Indices sticht vor allem einer heraus, den wohl die meisten Experten den Kleinanlegern empfehlen. Es ist der MSCI World. „MSCI“ steht dabei für „Morgan Stanley Capital Investment“. Das ist ein Finanzdienstleister, der den Index berechnet. Wesentlich relevanter ist für uns Anleger, dass der Kauf von Anteilen eines MSCI-World-ETF eine wesentliche Anforderung vieler eher risikoscheuer Menschen erfüllt: Er streut sein Portfolio auf rund 1600 Unternehmen, die in 23 Industrieländern beheimatet sind. Wer also solch einen Anteil an der Börse kauft, investiert mit einem Klick in all diese Unternehmen. Eine Alternative wäre natürlich, all die im Index beinhalteten Aktien einzeln zu kaufen. Aber das wäre natürlich sehr aufwändig und nach Feierabend auch kaum zu bewerkstelligen.

Kritik am MSCI World

Als Problem sehen viele Experten allerdings, dass diese rund 1600 Unternehmen im Index nicht etwa gleich gewichtet sind. Stattdessen ist vor allem der Technologiesektor extrem übergewichtet. Das liegt daran, dass die „Mitglieder“ des MSCI World nach ihrer sogenannten Marktkapitalisierung im Index gewichtet sind. Einfacher formuliert: Die erfolgreichsten Unternehmen weltweit, die am meisten Geld verdienen, manchen in Summe mehr als 10 Prozent des Index aus, während andere kaum ins Gewicht fallen. Wir sprechen hier von Apple, Alphabet (Google), Facebook, Microsoft und Amazon. Das heißt auch: Läuft es für den Sektor Informationstechnologie, in dem all diese Unternehmen zusammengefasst sind, eine paar Wochen lang nicht gut, drückt das die Performance des MSCI World entsprechend.

Wissen sollte man als Anleger zudem auch, dass US-Unternehmen rund zwei Drittel des Index ausmachen. Geht der US-amerikanische Markt also aus irgendwelchen Gründen in die Knie, belastet das den MSCI World besonders.

Trotz dieser „Einwände“ gilt dieser weltweit streuende Index seit vielen, vielen Jahren als besonderer Investment-Tipp für Kleinanleger. Studien legen nahe, dass – egal, zu welchem Zeitpunkt man sein Geld an der Börse angelegt hat – man nach spätestens etwas mehr als zehn Jahren wieder „im Plus“ war. Im Idealfall geht es natürlich dauerhaft aufwärts unterbrochen von regelmäßigen sogenannten „Korrekturen“ nach unten.


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