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Vorwürfe gegen „Fritz“-Moderator erhärten sich

Seit zehn Jahren moderiert Ken Jebsen Sonntag für Sonntag auf Radio Fritz die Sendung „KenFM“. Er macht es anarchistisch, provokativ und es liegt in der Natur seiner Moderation, dass er nicht je- dem gefällt. Nun ist seine Zeit beim RBB offenbar abgelaufen.

Am Sonntag hatten die Verantwortlichen seine Sendung ausgesetzt, am Montag nun ging der Sender ein klein wenig weiter auf Distanz zum Moderator. KenFM habe der Sender vorgestern nicht ausgestrahlt, da es „Vorwürfe“ gegen den Moderator Ken Jebsen gebe, „er sei Antisemit und leugne die Verbrechen des NS-Regimes. Diese Vorwürfe wurden über das Internet verbreitet.“

In einer E-Mail an einen Hörer, die deutliche orthografische Fehler aufweist, ist unter anderem zu lesen: „ich weis wer den Holocaust als PR erfunden hat“. Die Mail, die von jenem Hörer weitergeleitet worden war, wurde über den Journalisten und „Welt“- Autoren Henryk M. Broder und dessen Internet-Plattform „Achse des Guten“ verbreitet.

Ken Jebsen hat sich zu den Vorwürfen bisher nur allgemein geäußert. Auf dem Online-Videoportal YouTube sagte er, er sei kein Antisemit, sondern „Humanist und Demokrat“. Seit 545 Sendungen werde bei KenFM für Menschlichkeit und Gleichberechtigung geworben.

Allerdings äußerte er sich mit kei- nem Wort zu dem Vorwurf, dass er Verfasser der antisemitischen Mail sei. Für eine Stellungnahme waren weder Ken Jebsen noch sein Management zu erreichen. Unter der Nummer seines Mobiltelefons antwortete eine Frau, die lediglich darauf verwies, dass Ken Jebsen sich „zum gegebenen Zeitpunkt äußern“ werde.

Auf Nachfrage, ob Jebsen nun Autor der Mail gewesen ist, verweist Daniel Köhler, Manager bei Fritz, auf eine Passage der Pressemitteilung.

Dort steht: „Es kursieren Auszüge aus einem Mailverkehr zwischen ihm und einem Hörer seiner Sendung.“ Auf Nachfrage zu dieser verklausulierten Formulierung bestätigte der RBB-Manager, gemeint sei: Ken Jebsen habe die E-Mail geschrieben. Wie der Sender aufgrund dieser Feststellung weiter verfahren wird, ist bisher unklar. Man sei derzeit im Gespräch mit dem Moderator. Danach soll über das weitere Vorgehen entschieden werden. Betont wird in der Presseerklärung, dass „gerade jüngere Hörerinnen und Hörer seine pointierte, oft auch eigenwillige Art schätzen“.

Bemerkenswert an der Causa ist aber auch, dass Verweise auf die Sendung und auf Ken Jebsen von der Website des Senders Fritz entfernt wurden. Lediglich seine Profilseite, auf der er als „Reporter des Wahnsinns“ tituliert wird, ist noch vorzufinden. Ob er am kommenden Sonntag wieder moderiert oder ob seine Sendung eingestellt wird, ist nach Angaben des RBB noch offen. Der Publizist Henryk M. Broder bietet derweil auf seiner Website „Die Achse des Guten“ eine „kleine Auswahl der Mails, die mich in den letzten zwei Tagen erreicht haben“.

Jahrelang, so der Publizist, habe der RBB „auf seiner „Jugendwelle” die „rot-braune Kloake bedient. Jetzt schwappt sie über.“ Brisant scheint auch die Tatsache, dass Broders Portal den ganzen Tag über für Internetnutzer nicht erreichbar war. Im Gespräch mit der Berliner Morgenpost sprach Broder am Nachmittag von einem Hackerangriff auf seine Website. Mittlerweile ist sie allerdings wieder zu errei- chen. In den kommenden Tagen will der Publizist weitere Zuschriften erboster „Fritz“-Radiohörer online stellen.

Diesen Text habe ich am 8.11.2011 für die „Berliner Morgenpost“ und deren Onlineausgabe geschrieben.


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