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Warum Jebsens Comeback so kurz war

Die Zeit drängt. Am kommenden Sonntagnachmittag wird es auf Radio Fritz kein „KenFM“ geben. Doch was stattdessen auf dem Programm steht, ist noch weitgehend unklar. Die Musiksendung „Soundgarden“ könnte vier Stunden länger werden, auch eine unmoderierte Musikstrecke ist denkbar.

Jörg Wagner, langjähriger Moderator des Medienmagazins von Radio Eins, der Jebsen vor etwas mehr als einer Woche noch zum Radiogespräch über dessen umstrittene Äußerungen traf, schätzt die Chancen als schwierig ein, das über Jahre hinweg etablierte Radioformat „KenFM“ mal eben ersetzen zu können: „Das ist wie bei der aktuellen Diskussion um „Wetten, dass..?“ Man wird die neue Sendung immer an KenFM messen.“ Wagner hält Jebsen für eine Art Aktionskünstler, nicht für einen Journalisten: „Er ist ein Kunstprodukt innerhalb dieser Sendung und hat immer wieder Missverständnisse produziert“, sagt er im Gespräch mit der Berliner Morgenpost.

Bei den Fans von Jebsens Sendung „KenFM“ geht derweil online das Rätselraten weiter: Welche Vereinbarungen waren es, an die sich Jebsen während seiner beiden letzten Sendungen angeblich nicht gehalten hat, und an welcher Stelle genau war die Geduld der Programmverantwortlichen dann am Ende?

Fest steht, dass Jebsen in seiner Sendung vom 13. November eine ganze Reihe von Anspielungen auf sein Publikum los ließ, die in Richtung seiner Kritiker zielte und die Aufregung um seine Äußerungen und seine Person möglicherweise weiter befeuert hat. Auch die Form seiner aufgezeichneten und mit seinen Chefs abgestimmten Stellungnahme, in der er sich unter anderem der Jüdischen Gemeinde erklärte, dürfte für so manche Radiohörer gewöhnungsbedürftig gewesen sein: Mit seinem Stakkato-Sprechstil war er zu Beginn der Sendung wieder ganz in seine Rolle des provozierenden Selbstdarstellers geschlüpft.

Im Medienmagazin des Schwesterprogramms Radio Eins hatte Jebsen sich noch wenige Stunden zuvor auf gänzlich unprätentiöse Weise und ohne „KenFM“-Allüren mit Moderator Jörg Wagner unterhalten. Dieser sagte nun im Gespräch mit der Berliner Morgenpost, dass Jebsen zu dieser Zeit durchaus um Ausgleich und Diplomatie bemüht gewesen sei.

Dies eine wird vielen Beobachtern innerhalb der vergangenen Wochen deutlich geworden sein: Ken Jebsen liebt den Rollentausch und das Spiel mit ihm. Mal gibt er den verständigen Gesprächspartner, meist jedoch den selbstbewusst auftretenden „Fritz“-Moderator, der wie so mancher seiner Intimfeinde die Provokation liebt und sein Amt als Welterklärer durch sie wohl auch stark definiert.

Als sich die Programmverantwortlichen des öffentlich-rechtlichen RBB vor zwei Wochen aus bekanntem Anlass in „sein“ Programm einmischten, stand für ihn nicht weniger das Grundkonzept der in weiten Teilen politischen Sendung „KenFM“ urplötzlich auf dem Spiel. Diese zu einer Unterhaltungssendung umzufunktionieren, wie es Programmdirektorin Claudia Nothelle im Interview mit der Berliner Morgenpost vorschwebte, war damals schon ein zum Scheitern verurteiltes Projekt.

Diesen Text habe ich am 25.11.2011 für die „Berliner Morgenpost“ und deren Onlineausgabe geschrieben.


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