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Hitradio Ö3 – Österreich debattiert über Shitstorm und Musikquote bei ORF-Radios

Spielen die Radiostationen des öffentlich-rechtlichen Österreichischen Rundfunks (ORF) genug österreichische Musik? – Diese Frage wird derzeit debattiert. Kurioser Auslöser ist ein Interview, das die junge Ö3-Moderatorin Elke Lichtenegger dem Offenen Wiener Kanal Okto gab – angeblich vor nicht weniger als einem Jahr.

„Lustige Episoden mit Promis“

Auf die recht belanglose Frage des Interviewers, ob sie sich an „lustige Episoden mit Promis“ erinnere, antwortete sie wörtlich (Sendung vom 18.03.2014, ab TC 17:48) folgendermaßen:

Unlängst war eine richtig, also bekannte Band bei uns, bei Ö3, die Imagine Dragons, heißen die. Die sind halt momentan so megahip, und haben halt einen Hit nach dem anderen. Und ich hab’ halt keine Ahnung gehabt, wie die ausschauen, ja, und die schauen in echt auch ganz anders aus als auf irgendwelchen Homepages im Internet. Und die stehen halt bei uns in einem Studio drin. Und die Tür von diesem Studio ist offen, und die singen drin die ganze Zeit so: „lalalalalalalalala“ – und das war halt so laut und so – ähhh. Und ich habe draußen versucht, auf einem Tisch zu arbeiten – und denk‘ mir dann: „Das gibt‘s ja nicht! Warum können die die Tür nicht zumachen?“ – und gehe zu dem Studio hin, und schreie halt rein: „Könnt’s Ihr nicht ein bisschen leiser singen, oder zumindest die Tür zumachen?“ – und nehme die Tür, und hau’ die Tür so zu, und gehe zurück zu meinem Platz – und alle schauen mich so an – so „Oughh“. Und ich so: „Wer ist das eigentlich?“. Und ich dachte: „Das ist irgend so eine österreichische, völlig unbekannte Band, die halt irgendwie versuchen, uns ein Lied zu verkaufen, das wir aber nicht wollen, weil’s wahrscheinlich ganz schlecht ist. Und dann sagt jeder zu mir: „Hach, das waren die Imagine Dragons!“ Und: „Kennste die nicht?“ Und: „Voll berühmt!“ – Und ich so: „Uuups, peinlich, ja…“

Transkript

In den vergangenen Tagen hat Elke Lichtenegger im Netz nun einen veritablen Shitstorm abbekommen, der nach Meinung vieler Beobachter völlig unabgebracht ist und die junge Moderatorin für die strategischen Verfehlungen ihres Arbeitgebers Ö3 an den medialen Pranger stellt.

Lichtenegger: „So denke ich nicht als Privatperson und auch nicht als Ö3-Moderatorin“

Am  22. April 2014 schrieb Elke Lichtenegger auf Facebook:

Liebe Hitradio Ö3 Gemeinde,

wenn man Mist baut, muss man auch sagen: „Ja, was ich da in diesem Interview vor einem Jahr gesagt habe, war falsch und dafür möchte ich mich in aller Form entschuldigen!

Es war nicht meine Intention Musiker, Musikschaffende oder Musikinteressierte zu beleidigen. So denke ich nicht als Privatperson und auch nicht als Ö3-Moderatorin. Es war ein Fehler, dieser Fehler ist mir passiert und dem stelle ich mich auch. Für alle, die ich mit dieser Aussage unbewusst angegriffen habe, möchte ich hiermit eine große Entschuldigung aussprechen!

Facebook-Page von Elke Lichtenegger am 26.04.2014
Facebook-Page von Elke Lichtenegger am 26.04.2014

Senderchef Spatt: „Nein, Ö3 denkt nicht so!“

Einen Tag zuvor hatte sich bereits Georg Spatt, Senderchef von Ö3, auf der Facebook-Page seines Programms zum Interview geäußert. Er schrieb:

Liebe Ö3-HörerInnen,
ich verstehe den Ärger und die Entrüstung über das Interview von Elke Lichtenegger. Es tut mir sehr leid, dass sich viele Musiker und Interessierte durch dieses Interview in ihrer kritischen Meinung gegenüber Ö3 bestätigt sehen. Ich entschuldige mich für die in diesem Interview augenscheinliche Gedanken- und Respektlosigkeit, die nicht der Einstellung von Ö3 und seiner Redaktionen entspricht. Selbstverständlich ist mir die kritische Einstellung vieler Interessierter zum Thema Österreichische Musik im Zusammenhang mit Ö3 bekannt und ich stehe dazu auch in einem ständigen, für viele leider unbefriedigendem Austausch. Und diese Diskussion muss auch fortgeführt werden und wir sind gefordert, bessere Bedingungen und eine Atmosphäre der Wertschätzung und des Miteinander zu schaffen. Und dieses Interview von Elke Lichtenegger hat leider, aus welchen unüberlegten Motiven auch immer, eine Verletzung der sowieso angespannten Gesprächssituation bewirkt, für die ich mich „nur“ entschuldigen kann. „Nein“, Ö3 denkt nicht so!
Georg Spatt, Ö3 Chef

Georg Spatt am 21.04.2014 auf der Facebook-Page von Ö3
Georg Spatt am 21.04.2014 auf der Facebook-Page von Ö3

Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe interessanter Beiträge zum Thema. Erwähnt sei an dieser Stelle derjenige des FM4-Moderators Martin Blumenau, der unter anderem mit dem Hashtag „Kreuzigung“ versehen ist. Dort heißt es:

Im Fall Lichtenegger geht es der österreichischen Musik-Lobby darum, Ö3 unter Druck zu setzen. Am Dienstag war nämlich eine Gesprächsrunde zwischen Vertretern heimischer Musikproduzenten und Ö3-Chef Spatt angesetzt (Themen: Besserbehandlung, Quote, etc.) – am Wochenende war die Lichtenegger-Sache explodiert. Ein Schelm, wer dabei an Zufall denkt.

Weitere Beiträge zum Thema:
Fall Elke Lichtenegger: Das macht mir Angst (derStandard.at, 24.04.2014)
Amon: Quote für Österreich-Musik in ORF-Radios „sinnwidrig“ (derStandard.at, 22.04.2014)
SPÖ will ORF-Quote für Österreich-Musik (Kurier.at, 26.04.2014)
Schlechte österreichische Bands brauchen Quoten (Fernseher kaputt, 26.04.2014)


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