Ich habe keine Lust mehr auf Spotify! Viele sagen, der neuerdings aggressiv ambitionierte Musik-Streaming-Dienst sei besser als Radio. Schließlich gäbe es das nicht, was viele Menschen als nervige Moderationen bezeichnen.
Doch Spotify hat seine ganz eigenen Nachteile. Zumindest wenn man zu den Menschen gehört, die die kostenlose Version auf dem Smartphone nutzen. Dann nämlich wird man als Nutzer von den nervigsten aller Werbestimmen regelmäßig dermaßen malträtiert, dass man versucht ist, sie schnellstmöglich loszuwerden, indem man für 10 Euro pro Monat in ein sogenanntes „Premium“-Abo investiert. Das ist natürlich so gewollt. Und auch nicht das, worüber ich mich ärgere.
Belohnung fürs Klicken
Als besonders dreist empfinde ich natürlich nicht die Tatsache, dass man für einen werbefreien Musikdienst zahlen muss, sondern die Art und Weise, wie Spotify offenbar seine nicht zahlenden Kunden einschätzt und behandelt. Mittlerweile gibt es tatsächlich eigenproduzierte Spotify-Jingles, die den Nutzer auffordern, einen Werbeclip anzuschauen. Lässt man sich darauf ein, wird man anschließend supergroßzügig mit 30 Minuten Musik ohne Werbeunterbrechung „belohnt“. Wörtlich heißt es:
Möchtest du eine Pause von der Werbung? Sieh Dir dieses kurze Video an und du kannst die nächsten 30 Minuten ungestört Musik hören!
Ich weiß nicht, wie es sich für die Mehrheit der Nutzer anhört, für mich persönlich ist schon alleine die Intonation des Sprechers eine Provokation (vielleicht auch, weil ich Spotify viel zu lange genutzt habe!). Er könnte auch sagen: „Wenn du, Nutzer, schon kein Geld zahlen willst, dann musst du schon wenigstens ein Opfer bringen und dir dieses langweilige Werbevideo einer Band anschauen. Erst dann wirst du meine nervigen Unterbrechungen und die lästige Werbung für Kopfhörer los!“
Das Schlimmste ist…
Das Schlimmste ist: Die meisten (ich habe das auch lange genug getan!) werden tatsächlich auf dieses Video klicken. Nicht etwa, weil sie der Inhalt oder die Band, die hier für ihre Musik wirbt, besonders interessiert. Sondern eben weil sie weiterhin kostenlos hören möchten, und das am besten natürlich gleichzeitig noch ohne viel Werbung.

Für sich selbst entscheiden muss jeder selbst, was schlimmer ist: Ein solcher Nutzer, der auf nichts als den eigenen Vorteil bedacht ist – oder die Meinung, die Spotify offensichtlich von seinen nicht zahlenden Nutzern hat. Diese werden auf eine sehr seltsame Weise zumindest implizit gezwungen, Dinge zu tun, zu denen sie ohne Belohnung schlicht nicht bereit wären.
Man könnte hier von einer neuen, pervertierten Art der Werbung sprechen, die nicht etwa durch ihre kreative Machart auffällt, sondern zu deren Konsum der Kunde regelrecht gedrängt wird.
Da höre ich lieber Radio. Von der Werbung kann ich mich hier nicht freikaufen oder freiklicken. Das mag man unpraktisch finden, aber man muss sich als Mensch zumindest nicht verbiegen.
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